Thumb LOGO HaLT HartamLimiT RGB

Im Jahr 2022 ging die Zahl der Alkoholnotfälle unter Jugendlichen in der Region Hannover gegenüber dem Vorjahr weiter leicht zurück. 178 junge Menschen wurden stationär oder ambulant nach einem Alkoholnotfall in den Kinderkliniken und im Klinikum der Region versorgt. Im Jahr 2019, also vor der Pandemie, waren es noch 276, was einem Rückgang von 35% entspricht. Der Anteil von ambulant versorgten leichteren Fällen hat sich erhöht. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen waren Mädchen. 

In den Jahren der Pandemie hat sich durch die Corona Einschränkungen auch das Freizeitverhalten von Jugendlichen stark verändert. Nach früheren HaLT Befragungen trinken die meisten Jugendlichen aus Spaß, sie feiern in der Gruppe und überschreiten Ziele und Grenzen.Durch die Corona Einschränkungen ging die Gelegenheit für für Feiern Zusammenkünfte verloren. Großveranstaltungen und Kneipen waren durch die Absagen oder Beschränkungen keine Orte des Konsums mehr, sondern vornehmlich der private Bereich oder Plätze und Parks. 

Während in der Neustädter Kinderklinik alle Patienteninnen und Patienten beraten werden konnten, gab es an der Kinderklinik auf der Bult, wo am Wochenende ebenfalls eine Beratung am Krankenbett angeboten wird, der Anteil der erreichten Jugendlichen auf 5 Fälle zurück, was bezogen auf die stationären Fälle nur 15% Erreichbarkeit entspricht, im Vorjahr lag diese noch bei 67%.

Es wird vermutet, dass der Rückgang mit einer zugenommenen Arbeitsbelastung in der Klinik, wie auch bei den Beratungsstellen zusammenhängt. Neben gestörten Abläufen konnte teilweise auch kein Personal für das Beratungsangebot in Bereitschaft gesetzt werden. Derzeit wird nach Lösungen gesucht, wie ein Beratungsangebot nach einem Alkoholnotfalli grundsätzlich in Hannover aufrecht erhalten werden kann. 

Hat sich durch Corona das Problem des Rauschtrinkens gelöst? Es gibt in mehreren Untersuchungen Hinweise darauf, dass der Problemdruck von Jugendlichen seit Corona angestiegen ist. Laut einer Umfrage der Kaufmännische Krankenkasse sagen 22% der Menschen zwischen 16 und 69 Jahren, die mehrfach die Woche Alkohol konsumieren, dass sie mehr trinken als früher. Nur 7% dieser Gruppe trinken seit Corona weniger. Die Vermutung liegt nahe, dass der Anteil der Trinkenden mit einem Problemhintergrund ansteigt, während die größte Gruppe der aus Spaß Trinkenden den statistischen Rückgang ausmacht. Für eine Suchtentwicklung sind vorliegende Risikofaktoren und fehlenden Schutzfaktoren verantwortlich. Jugendliche sind durch den Lockdown derzeit beim Erlernen wichtiger Kompetenzen und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung beeinträchtigt.

Den Trend mit weniger Alkoholnotfällen gab es in den letzten Jahren auch im  Bundesgebiet. In 2012 wurden in Deutschland 26.673 Kinder und Jugendliche im Zusammenhang mit Alkohol in ein Krankenhaus eingeliefert. Im Jahr 2018 waren es noch rund 21.000 Jungen und Mädchen im Alter zwischen 10 und 19 Jahren. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung betonte, dass weiterhin mit einer konsequenten Durchsetzung des Jugendschutzes agiert werden muss (vgl. DAZ.online).

Da in den letzten Jahren keine strukturellen Eingriffe von Seiten der Gesetzgeber wie Steuererhöhungen, oder Abgabe- und Konsumbeschränkungen vorgenommen wurden, kann bei rückläufigen Zahlen ein Zusammenhang mit einer verbesserten oder intensiveren Prävention angenommen werden.

Das Programm HaLT-Hart am LimiT nimmt in der Region Hannover nunmehr seit 14 Jahren Kontakt zu riskant konsumierenden Jugendlichen auf. Fachkräfte der Sucht- und Drogenberatungsstellen prisma, Drobs, Neues Land und die Einrichtung Güldene Sonne bieten den Jugendlichen und ihren Eltern ein kostenfreies Gespräch, meist noch während des Klinikaufenthaltes, an. Bei den meisten Beratungen wurden auch Elterngespräche geführt.

Polizei, Suchtberatungsstellen und Jugendschutz unterstützen vor allem Schulen in ihrem Präventionsauftrag. Im Jahr 2022 hat der Jugendschutz der Region Hannover 59  Alkoholpräventionsveranstaltungen mit Gruppen durchgeführt. Insbesondere die Präventionsmodule "Klarsichtparcours" und "Tom und Lisa", die für Schulklassen angeboten werden, wurden dabei bedient. Nicht alle Anfragen konnten aus Ressourcengründen berücksichtigt werden.

GKV BündnisDas Alkoholpräventionsprogramm HaLT ist vor 20 Jahren als Modelprogramm gestartet und  wird heute an ca. 150 Standorten im Bundesgebiet umgesetzt. Das HaLT Servicecenter zertifiziert die Standorte und stellt Materialien zur Verfügung. Das GKV Bündnis für Prävention unterstützt HaLT als wirksames Präventionskonzept und finanziert seit Sommer 2019 mehrere Präventionsmodule. 2023 wird sich das Finanzierungsmodel verändern. Weitere Entwicklungen und Grafiken befinden sich im Themenfeldbericht  Prävention der Region Hannover.

Weitere Informationen: HaLT Programm der Region Hannover Region Hannover, Jugendschutz, Tel.: (0511) 616 256- 08 oder -06

E-Mail-Kontakt HaLT Region Hannover 
Bundesweites HaLT Servicecenter: www.halt.de